Eine Million Datensätze!

 

1.034.702 Datensätze

Verkehrsdaten im Sinne des § 96 Abs. 1 Telekommunikationsgesetz sind die Nummer, Beginn und Ende der Verbindung und in Anspruch genommene Telekommunikationsdienste, wie SMS

138.630 Verkehrsdaten

Zeitraum: nicht benannte Zeitfenster am 19. Februar, ca. 4,5 h
Ort: nicht benannte 14 Tatorte in der Dresdner Südvorstadt

Mit richterlichem Beschluss vom 22.02. an die Soko 19/2
zur Ermittlung von Tatverdächtigen in einem gegen Unbekannt geführten Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des besonders schweren Falls des Landfriedensbruchs

896.072 Verkehrsdaten

Zeitraum: 18.-19. Februar
Ort: unbenannt

Mit richterlichen Beschluss vom 25.02. an das LKA Sachsen
im Ermittlungsverfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. Mit Verweis darauf, dass die in diesem Verfahren tatverdächtigen Personen auch als Tatverdächtige in den Fällen des schweren Landfriedensbruchs vom 19. Februar 2011 in Frage kommen könnten, wurden die Daten auch der Soko 19/2 zur Verfügung gestellt.

Nähere Information zum Verfahren wegen einer Bildung einer kriminellen Vereinigung
Am 20. Juni berichteten wir vom skandalösen Verständnis von Demokratie und Datenschutz bei sächsischen Behörden. Doch die Funkzellenauswertung (FZA) in der Dresdner Südvorstadt am 19. Februar mit 138.000 ausspionierten Datensätzen war, wie bereits Justizminister Martens spekulierte, erst die Spitze des Eisbergs. Der umfassende Bericht, den am Freitag Innenminister Ulbig (CDU) und Justizminister Martens (FDP) der Öffentlichkeit vorstellten, bestätigte diese Vermutung. Demnach seien in zwei von einander unabhängigen Ermittlungsverfahren FZAs angeordnet und insgesamt über eine Millionen Verkehrsdatensätze durch die Mobilfunkanbieter an die Polizei übermittelt worden (siehe Tabelle oben).

Continue reading „Eine Million Datensätze!“

Skandalöses Verständnis von Demokratie und Datenschutz bei sächsischen Behörden

Wie heute aus Presseveröffentlichungen bekannt wurde, haben Polizei und Staatsanwaltschaft am 19. Februar die Gesprächsdaten zehntausender Bürger und Bürgerinnen in der Dresdner Südvorstadt erfasst. So wurden mittels einer sogenannten Funkzellenauswertung (FZA) die Handyverbindungen aller registriert, die sich in dem Gebiet aufgehalten haben; Anwohner_innen, Politiker_innen, Demonstrant_innen, Rechtsanwält_innen, Journalist_innen … . Nach Informationen der „tageszeitung“ (taz) wurden mindesten 4,5 Stunden lang sämtliche Anrufe und Kurznachrichten, die in dem Gebiet ein- und ausgingen, sowie die Positionen der Anrufer_innen gespeichert.

Josephine Fischer, Sprecherin der Kampagne: “Dieses Vorgehen der Behörden ist skandalös und juristisch mehr als nur zweifelhaft. Die Erfassung zehntausender Benutzerdaten ist völlig unverhältnismäßig. Sie erinnert fatal an die Überwachung demokratischer Opposition in autoritären Regimen.“

Continue reading „Skandalöses Verständnis von Demokratie und Datenschutz bei sächsischen Behörden“

Nahaufnahmen – Bloggen gegen Überwachung

Freitag, 8. Juli 2011, 20 Uhr, Motorenhalle (Wachsbleichstr. 4a, 01067 Dresden)

Anne Roth ist Netz- und Medienaktivistin, Mutter zweier Kinder und seit Juli ’07 u.a. bekannt als Partnerin von Andrej Holm. Gegen den Stadtsoziologen wurde wegen § 129a ermittelt und er  kam in Untersuchungshaft. Seitdem schreibt Anne Roth auf annalist.noblogs.org über ihr Leben mit einer Terrorismus-Ermittlung, den „Krieg gegen Terror“ und über Innenpolitik an sich, Netz- und Medienthemen.

Hintergrund- und weiterführende Informationen:

Kriminalisierung antifaschistischen Engagements

Dienstag, 28. Juni, 20 Uhr, Scheune (Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden)

Rechtsanwältin Kristin Pietrzyk aus Jena spricht zu den juristischen und historischen Aspekten von Verfahren wegen „Bildung einer kriminellen/ terroristischen Vereinigung“. Dabei wird auf den Gebrauch der politischen Ausforschungsparagrafen zur Kriminalisierung von prinzipiell Erlaubtem fokussiert. Weitreichende Eingriffe der Behörden werden erläutert sowie Betroffenen- und Zeug_innenrechte geklärt. Rechtsanwältin Pietrzyk vertritt einen der Betroffenen im derzeitigen Verfahren, berät das Bündnis „Dresden Nazifrei“ und ist Mitglied im „Republikanischen Anwältinnen- und Anwaltsverein e.V.“ (RAV).

Hintergrund- und weiterführende Informationen:

Ein bisschen Frieden, ganz wenig Freiheit

Mitteilung der Kampagne „Sachsens Demokratie“ zum Agieren „Sächsischer Demokraten“

„Ein bisschen Frieden, ganz wenig Freiheit“ so lässt sich unsere Analyse zur Verfasstheit der Sächsischen Demokratie zusammenfassen. Statt gesellschaftliche Konflikte zu thematisieren und Raum für politische Auseinandersetzung zu geben, wird ein Klima der Konfliktscheuheit und betütelter Harmonie verordnet. Stillstand statt Fortschritt – ein bisschen Frieden für „das Volk“, bedeutet gleichzeitig „ganz wenig Freiheit“ für diejenigen die sich nicht nach der Politik der „Landesväter“ von Schwarz/Gelb richten und Veränderungen fordern.

Unter dieser Assoziation ein paar Schlaglichter „Sächsischer Demokratie“ der letzten Wochen.

Continue reading „Ein bisschen Frieden, ganz wenig Freiheit“